Solaranlage für zuhause – alle Fragen und Antworten
Brennende Frage?
Der kürzeste Weg zur Antwort:
- Erste Schritte?
- Was muss ich besonders beachten?
- Wie lange dauert es, bis eine Solaranlage steht?
- Was kostet eine Solaranlage?
- Technologie: zuwarten, bis die Technologie besser wird?
- Kann ich unabhängig vom Stromnetz werden?
- Wie viel Geld bekomme ich für den Strom, den ich einspeise?
- Wie funktioniert ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch?
- Welche Möglichkeiten habe ich als Mieter*in?
- Fördergelder?
- Entwicklungen in Zukunft?
Wie die Sommersonne am Morgen kennt der Ausbau der Solarenergie derzeit nur eine Richtung: steil nach oben. Laut Bundesamt für Energie (BFE) wurden im Jahr 2021 43 Prozent mehr Solaranlagen installiert als im Vorjahr; Solarenergie deckt derzeit über sechs Prozent des gesamtschweizerischen Stromverbrauchs.
Für das laufende Jahr rechnet der Schweizerische Fachverband für Solarenergie Swissolar mit einem weiteren Anstieg von 35 bis 40 Prozent. Hochgesteckt sind allerdings auch die Ziele: Laut Swissolar benötigt die Schweiz bis 2035 das Siebenfache an Solarstrom, um den Atomausstieg zu kompensieren. Bis 2050 wird das Zwölffache an Solarenergie angestrebt. Dies bedingt ein grosses Engagement – besonders auch seitens der privaten Eigentümer*innen.
Eigener Solarstrom: Fragen vor dem Entscheid
Wer eine Photovoltaikanlage installieren möchte, sieht sich indessen mit zahlreichen Fragen konfrontiert.
- Lohnt sich eine Solaranlage auf meinem Dach?
- Kann ich mir das leisten?
- Wie gehe ich am besten vor und brauche ich eine besondere Bewilligung dafür?
- Kann ich überschüssigen Strom verkaufen oder soll ich ihn speichern?
- Welche Möglichkeiten habe ich als Mieter*in?
Das Thema Solaranlagen für ein Eigenheim ist komplex und oft unüberschaubar. Deshalb haben wir uns mit drei Experten von ewz zusammengesetzt, um Antworten auf die wichtigsten Fragen zu finden. Dies sind: Energieberater Silvan Graf, Produktmanager Daniel Gröpel sowie Sergio Taiana, Projektleiter Realisierung.
powernewz: Welche ersten Schritte empfehlen Sie jemandem, der oder die eine Solaranlage auf dem Haus installieren möchte?
Silvan Graf: Eine erste gute Übersicht für Solarstrom zuhause geben die Websites von Energie Schweiz, Swissolar und von Verteilnetzbetreibern wie ewz. Mit Onlinetools wie dem Solardachrechner von Swissolar oder dem Solarrechner von ewz lässt sich das Strompotenzial für die jeweilige Adresse bestimmen.
Detailliertere Auskunft gibt die kostenlose Energieberatung – zum Beispiel, wenn zugleich eine Ladestation fürs Auto oder eine Wärmepumpe gefragt sind. Die Beratung kostet allerdings, wenn man ein Gutachten vor Ort oder eine Offerte erstellen lassen will. Für eine kostenlose erste Auskunft bietet sich auch das städtische Klimabüro am Beatenplatz an. Zur Energieplattform Zürich
Was muss ich für eine eigene Photovoltaik Anlage besonders beachten?
Sergio Taiana: Eine wichtige Rolle spielt die Dachstatik: Das Dach muss das zusätzliche Gewicht einer Solaranlage tragen können. Geprüft werden sollte auch der Hausanschluss ans Netz.
Von welchem zusätzlichen Gewicht fürs Dach sprechen wir?
Silvan Graf: Ein Solarmodul mit 1,9 Quadratmeter Fläche wiegt zusammen mit der Unterkonstruktion etwa 26 Kilogramm. Ein Schrägdach trägt die zusätzliche Last in der Regel problemlos. Auf einem Flachdach werden die Module aber meist mit Gewichten fixiert. Würde man Löcher zur Befestigung bohren, könnte das Dach undicht werden. Auf dem Flachdach rechnen wir deshalb mit 40 bis 80 Kilogramm pro Quadratmeter. Zusätzlich muss das Dach eine allfällige Schneelast aushalten können.
Was bedeutet dies für Flachdachgebäude?
Graf: Wenn ein Flachdach älter als zehn Jahre ist, sollte man mit einer PV-Anlage warten, bis eine Sanierung realisiert wird. Eine Solaranlage hält 25 bis 30 Jahre, das Dach sollte so lange dicht bleiben. Alte Steindächer sollte man ebenfalls prüfen. Nur so ist Photovoltaik auf einem Eigenheim sinnvoll.
Sollte ich für den Bau einer Solaranlage eine*n Architekt*in hinzuziehen?
Graf: In der Regel übernehmen die Installateur*innen alle Aufgaben. Sie kümmern sich auch um die behördlichen Vorgaben. Auf der Website Solarprofis.ch lassen sich einfach lokale Spezialist*innen finden.
Taiana: Bei grösseren Anlagen empfiehlt sich zudem der Beizug eines spezialisierten Solarplanungsbüros.
Mit behördlichen Vorgaben meinen Sie Baubewilligungen?
Graf: Normalerweise reicht es, der Baubehörde der Stadt Zürich die Anlage zu melden – womit Einsprachen ausgeschlossen werden. Eine Baubewilligung braucht es bei überkommunal geschützten Gebäuden, Gebäuden in Kernzonen oder solchen, die im Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung (ISOS) sind.
Kürzlich hatten wir einen Fall im Hochschulquartier der Stadt, wo es aufgrund des optischen Charakters des Quartiers eine Baubewilligung brauchte.
Taiana: Normalerweise rechnen wir mit einem Vorlauf von etwa zwei Monaten einschliesslich Planung und Bestellung. Mit den aktuellen Lieferschwierigkeiten und dem Fachkräftemangel muss man aber etwa die doppelte bis dreifache Zeit einrechnen.
Die Anlage selbst ist schnell installiert: Auf einem Privathaus mit einer Solarleistung von 15 Kilowatt steht sie innerhalb von ein bis zwei Wochen, eine grosse Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 100 Kilowatt benötigt vier bis sechs Wochen.
Graf: Eine kleinere Anlage kommt auf 20’000 bis 30’000 Franken zu stehen. Der ewz-Solarrechner gibt grob Auskunft über die Kosten und den Ertrag.
Haben Solaranlagen noch Kinderkrankheiten? Sollte ich nicht besser zuwarten, bis die Technologie besser wird?
Graf: Die Technologie macht keine Quantensprünge mehr. Die Kosten sind in den letzten Jahren massiv heruntergekommen, Vergünstigungen im gleichen Mass wird es nicht mehr geben.
Taiana: Im Grunde ist die Technologie dieselbe wie vor zehn Jahren. Mit technischen Tricks hat man die Zellen aber leistungsfähiger gemacht. Es wird sicher noch Leistungssteigerungen geben, in welchem Ausmass ist aber offen.
Ab wann produziert eine Solaranlage mehr Energie, als für ihre Herstellung aufgewendet werden muss?
Taiana: Diese sogenannt graue Energie ist innerhalb von drei bis vier Jahren eingespielt. [Siehe auch: Erklärung und Tipps zu Graue Energie]
Gibt es Gründe, die gegen eine eigene Photovoltaikanlage sprechen?
Graf: Eine eigene Solaranlage lohnt sich eher nicht, wenn die Dachfläche von Lukarnen, Dachfenstern und Kaminen unterbrochen ist.
Auch sollte man einen Blick in die nähere Zukunft werfen: Muss das Dach bald saniert werden? Besteht allenfalls eine Erbsituation, wo das Gebäude für eine bessere Ausnutzung abgerissen und neu gebaut wird?
Taiana: Zusätzlich stellt sich die wirtschaftliche Frage. Grössere Photovoltaikanlagen sind tendenziell wirtschaftlicher als kleine, denn Kosten wie der Aufbau des Gerüsts und die Wechselstrominstallation ab Wechselrichter bis zur Hauptverteilung fallen bei kleinen Anlagen höher ins Gewicht. Eine Rolle spielt deshalb auch die eigene Bereitschaft, etwas für die Umwelt zu tun.
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Sollte man die gesamte Dachfläche mit Solarpanels bestücken oder nur einen Teil?
Graf: Auf Wohngebäuden lohnt es sich, die sonnenseitige Dachseite voll auszunutzen. Auf Gebäuden ohne hohen Eigenverbrauch, wie zum Beispiel auf einem Stall, nutzt man angesichts des aktuellen Rückspeisetarifs und der Förderung nicht die gesamte Fläche.
Taiana: Auf städtischen Gebäuden verbauen wir jedoch immer die gesamte Fläche. Wir wollen so viel Solarstrom wie möglich produzieren, um ihn auch über ewz.solarzüri zu verkaufen. [Siehe auch: Mehr Solarstrom für Zürich]
Wie unabhängig kann ich mit einer Solaranlage vom Stromnetz werden?
Graf: Normalerweise ist man trotz Solaranlage mit dem Netz verbunden. Bei einem Stromausfall schaltet sich auch die Solaranlage ab, denn der Verteilnetzbetreiber muss Produktion und Verbrauch regulieren können.
Auch darf die Anlage nicht in ein stromloses Netz zurückspeisen, dies wäre für Installationsarbeiten im Netz zu gefährlich. Nur mit einer Notstromschaltung mit Energiemanagementsystem kann das Gebäude als Insel agieren. Für die Stromversorgung in der Nacht braucht es zudem einen Stromspeicher. Somit steigen natürlich auch die Installationskosten.
Apropos speichern: Ist es besser, den Strom zu verkaufen oder ihn zu speichern?
Taiana: Speichern ist eine Option, rechnet sich aber wirtschaftlich und ökologisch (noch) nicht. Überschüssigen Strom einzuspeisen, lohnt sich zum aktuellen Zeitpunkt deshalb mehr.
Graf: Am besten verbraucht man möglichst viel Solarstrom gleichzeitig direkt vor Ort. Die Kosten eines Speichers spielt man eigentlich nicht rein.
Immer wieder hört man von bidirektionalem Laden von E-Autos, also der Möglichkeit, Strom in der Autobatterie zwischenzuspeichern, um ihn dann im Haus wieder zu nutzen.
Graf: Bidirektionales Laden braucht nicht nur eine Kommunikation zwischen Solaranlage und Ladestation, sondern auch mit dem Elektroauto. Das bedingt ein Energiemanagementsystem. In diesem Bereich wird noch vieles passieren und das bidirektionale Laden muss erst noch standardisiert werden.
Wie viel erhalte ich für Strom, den ich einspeise?
Graf: Eingespeisten Solarstrom vergütet ewz aktuell mit durchschnittlich 12,91 Rp./kWh (darin enthalten neu 5 Rp./KWh für den ökologischen Mehrwert für Solarstrom).
Mehrere Parteien auf dem gleichen Grundstück können einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch bilden – den ZEV. Wie funktioniert dieser?
Daniel Gröpel: Es gibt derzeit zwei Modelle, den eigentlichen ZEV und das Praxismodell. Beim ZEV schliessen sich mehrere Endverbraucher zusammen. Sie verfügen gemeinsam über nur einen Anschluss ans Netz und treten als Einheit gegenüber dem Netzbetreiber auf. So können sie den Solarstrom zuhause einspeisen. Die Berechnungen des Stromverbrauchs erfolgen dann zwischen den Endverbrauchern intern. Meist beauftragt man dazu einen Dienstleister.
Und beim Praxismodell?
Gröpel: Das Praxismodell wird zwischen einem Verteilnetzbetreiber wie ewz und der Eigentümerschaft eines Gebäudes abgeschlossen. Die Bedingung ist das Vorhandensein von Smart Metern, die derzeit überall eingebaut werden. Die Endverbraucher*innen bestimmen einzeln, ob sie mitmachen wollen, und können jederzeit wieder aussteigen. Beim ZEV ist dies nicht möglich. Das Praxismodell wird allerdings nicht überall angeboten.
Welche Vorteile bieten die Eigenverbrauchslösungen?
Gröpel: Der Eigenverbrauch ist in der Regel höher, die Installationskosten lassen sich somit schneller amortisieren. Die Energie von der eigenen PV-Anlage wird so auch günstiger als der Strom aus dem Netz. Der ZEV-Potenzialrechner kann dazu erste Informationen liefern.
Gibt es auch Nachteile?
Gröpel: Generell ist ein ZEV in bestehenden Gebäuden schwieriger umzusetzen, da alle Bewohner*innen dem ZEV zustimmen müssen. Für einen ZEV müssen zudem neue Zähler installiert werden, was zu höheren Installationskosten führt. Beim Praxismodell entfallen diese Nachteile.
Wie muss ich vorgehen, um bei einer ZEV beteiligt zu sein?
Gröpel: Es empfiehlt sich auf jeden Fall, einen etablierten Dienstleister zu beauftragen. Je grösser die Liegenschaft, umso komplexer wird die Rechnungsstellung.
Ein ZEV ist nur über einen gemeinsamen Netzanschluss möglich. Gibt es Pläne für erweiterte Gemeinschaften?
Gröpel: Als Erweiterung des ZEV ist derzeit die Energiegemeinschaft in Diskussion. Sie würde den Zusammenschluss mehrerer Häuser über die Grundstücksgrenzen hinweg ermöglichen, ohne dass ein gemeinsamer Netzanschluss vorausgesetzt wird.
Welche Mittel habe ich als Mieter*in? Kann ich die Vermieter*innen zwingen, eine Photovoltaikanlage zu installieren?
Graf: Eine gesetzliche Handhabe hat man nicht. Ich empfehle, das Gespräch mit den Eigentümer*innen zu suchen und sie von einer Installation zu überzeugen. Allenfalls kann man sich finanziell beteiligen.
Laut dem neuen Energiegesetz im Kanton Zürich müssen Neubauten einen gewissen Anteil des Stroms selber produzieren – was in den meisten Fällen auf Photovoltaikanlagen hinausläuft.
Taiana: Zudem bietet ewz das Bürgerbeteiligungsmodell ewz.solarzüri an: Private können sich für 250 Franken pro Quadratmeter an ewz-Solaranlagen beteiligen und erhalten während 20 Jahren jährlich 80 Kilowattstunden auf der Stromrechnung gutgeschrieben. [Zum Projektbeispiel der ersten hochalpinen Solaran
Förderung: Wo bekomme ich am meisten Fördergeld?
Graf: Seit Februar 2023 gibt es von der Stadt Zürich mehr Förderung und weniger Hürden für den beschleunigten PV-Zubau. Neu wird ein Grundbeitrag von 4 400 Franken aus den klima- und energiepolitischen Zielen der Stadt Zürich ausbezahlt (*ehemals 2000-Watt-Beiträge). Hinzu kommen Beiträge pro Leistung abgestuft zwischen 420 bis 300 Franken pro Kilowatt-Peak (kWp). Wer beispielsweise eine PV-Anlage mit 50 kWp plant, erhält insgesamt 23 600 Franken Förderbeiträge. ewz kann zusätzliche Förderbeiträge aus den klima- und energiepolitischen Zielen vergeben für:
- die statische Verstärkung von Dächern,
- eine Asbestsanierung,
- die Verstärkung von Hausanschlüssen,
- denkmalpflegerische Abklärungen bei Gebäuden im ISOS-A-Inventar,
- die Kombination von Photovoltaik mit Dachbegrünung
- und die spezielle Ausrichtung der Modulflächen zur Winterstromproduktion.
Details im Dokument zum Download (siehe rechte Spalte).
Gefördert wird übrigens einfach der Bau der Solaranlage, nicht aber die Installation einer Batterie. Finanziell ebenfalls nicht gefördert werden ZEVs.
Blick in die Zukunft: In welchen Bereichen müsste sich in Bezug auf den Solarausbau noch mehr tun?
Graf: Die Eigentümer*innen von Immobilien müssen die Dringlichkeit erkennen. Von ihrem Engagement hängt es massgeblich ab, ob wir die Energieziele bis 2030 und 2050 erreichen.
Gröpel: In Bezug auf die Fachkräfte muss es zudem zu einem deutlichen Ausbau der Ausbildungsprogramme kommen.
Taiana: Vor allem bei überkommunal geschützten Gebäuden, Gebäuden in Kernzonen und auf ISOS geschützten Gebäuden sollten zudem die Hindernisse bei den Baubewilligungen abgebaut werden. Es sollten alle PV-Anlagen mittels Meldeformular anstatt mit ordentlichen Baueingaben angemeldet werden können.
Lesetipp: PV-Anlage auf einem Dach oder einer Fassade? Erfahren Sie auch mehr über Photovoltaik an Fassaden.
Dieser Artikel erschien ursprünglich im September 2022
Mehr zu Solarenergie für Unternehmen, Förderbeiträgen und Beratungsleistungen sowie Ideen für Mieter*innen gibt es direkt bei ewz.
Warum wird das Thema PV Anlage an der Fassade nicht erwähnt oder habe ich etwas übersehen?
Freundliche Grüsse
Urs Müller
Guten Tag Herr Müller, gerne verlinken wir dazu auf unseren folgenden Artikel und holen dies auch noch im Q&A nach. Besten Dank für diesen Hinweis. https://www.powernewz.ch/2019/solarfassaden-solardaecher-schweiz/
gutentag wir haben ein grosses problem mit heizung regulierung
im u.1Geschos.
die lm Eg.glaubene fest daran wenn
im1.Ug geheiztwird können sie
heizung sparen.
ich finde dass,das nicht so stimt.
könten sie mir vieleicht einen tip oder wie wir das problem lösen könten. besten dank. peter
Guten Tag Herr Gadola. Das ist eine sehr spezifische Frage für Ihr Gebäude. Wohnen Sie in der Stadt Zürich? Dann rufen Sie gerne unsere Energieberatung unter 058 319 26 88 an und fragen nach einer kostenlosen Energieberatung (siehe Details: https://www.ewz.ch/de/private/liegenschaften/energieeffizienz/energieberatung.html). Freundliche Grüsse und alles Gute!