Klimawandel, Politik, Gesellschaft.
Corona überschattet fast alles. Als ob die Pandemie nicht schon dramatisch genug wäre, droht die weltweite Rezession nun auch zu einer sozialen Krise auszuwachsen; die Armutsbekämpfung wird um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückgeworfen.
Parallel dazu gibt es aber auch das wachsende Bewusstsein, die immer konkreter werdende Absicht, die globale Erwärmung zu stoppen, stoppen zu müssen. Und die Krise als Chance zu nutzen, vielleicht für einen «gesellschaftlichen Reset», wie es der Filmemacher Nico Hofmann kürzlich formulierte.
Wie gross die Herausforderung ist und was es bedeutet, die Treibhausgas-Emissionen rechtzeitig zu reduzieren, wurde an dieser Stelle mehrfach behandelt [siehe Kolumnen zur Überarbeitung des CO2-Gesetzes, dem Big Picture Klima oder Was ist Klimaneutralität?]. Ich frage mich manchmal, wo dieses Bewusstsein schon mehr verankert ist – in den Köpfen der Politik oder in der Gesellschaft?
Bundespräsidentin Sommaruga hielt im Rahmen des WEF (noch vor der Krise – liegt scheinbar ewig zurück) eine so flammende Rede, dass die Antwort klar scheint: Die Dringlichkeit ist in der Politik angekommen. Die Bedrohung verstanden und zur Kenntnis genommen, die Notwendigkeit des Umbaus von Gesellschaft und Wirtschaft («Reset») daraus abgeleitet. Doch wächst dieses Verständnis selbstredend nicht bei allen politisch Verantwortlichen in derselben Geschwindigkeit.
Damit die erforderlichen Mehrheiten für die Umsetzung der nötigen Massnahmen entstehen können, ist wieder die Gesellschaft gefordert: Einzelne, Gruppen, Stakeholder preschen voran und bestätigen die progressiven Kräfte der Politik. Ein beeindruckendes Zeugnis legt hier beispielsweise die Schweizer Initiative #CEO4climate ab: Über 400 Unternehmer sprechen sich für «eine Klimapolitik mit Weitblick» aus.
Vielleicht ist das der Weg aus der Krise: ein Ping-Pong-Spiel, ein gegenseitiges Fordern und Ermutigen. Das stärkt die Kraft jener, die sich der bedrohlichen Lage bewusst sind. Das Anerkennen der vielschichtigen Herausforderungen ermöglicht die Diskussion von echten Lösungen.
Und vielleicht wird es am Ende wieder einfacher: Die klimaneutrale Gesellschaft kann auch ökonomisch stabil, gerechter und gesünder werden. Stärkung der Regionalwirtschaften, Ressourcen- statt Arbeitssteuer, Verringerung der Ungleichheit und Reduktion der globalen Personen- und Warenströme sind die Schlagworte hierfür.