Magazin Rubriken Energieeffizienz

Nachhaltig Bauen:
Ressourcenschonend ist noch nicht klimaneutral

Kolumne von christof drexel, 18.03.2022

Nachhaltiges Bauen wird immer beliebter – zu Recht, weil ein Gebäude nicht nur im Betrieb Emissionen verursacht und Energie verbraucht. Zwar ist in bestehenden Gebäuden die Heizung für einen wesentlich grösseren Teil der CO2-Emissionen verantwortlich, doch nach der Sanierung oder bei den energetisch hochwertigen Neubauten schrumpft der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom so stark, dass die «grauen Emissionen» schon weit mehr als die Hälfte ausmachen können – also genau jene graue Energie, die durch die Baustoffe und das Bauen selbst verursacht werden und die Umwelt stark belasten.

Bauen mit natürlichen Ressourcen: Rohstoff Holz

Bei der Verringerung des Fussabdrucks von Gebäuden leistet Holz wertvolle Dienste – in mehrerlei Hinsicht: Wer mit Holz baut, ersetzt damit mineralische Baustoffe, vor allem Ziegel und Beton. Diese Baustoffe müssen sehr energieintensiv hergestellt werden, dementsprechend gross ist die damit verbundene Treibhausgasemission. Holz hingegen ist ein natürlicher Baustoff, der ohne nennenswerten Energieeinsatz bereitgestellt wird.

Ausserdem hat Holz während der Wachstumsphase CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen. Der Kohlenstoff bleibt im Holz gespeichert und gelangt – wenn überhaupt – erst viel später, nach der Nutzungsphase des Gebäudes, in die Atmosphäre. Im Idealfall wird er dann sogar abgeschieden und für andere Zwecke genutzt: Wir verbuchen eine negative Emission. [siehe auch: Artikel zu Holzbauprojekt mit 169 Wohnungen, neben der ökonomischen Qualität zählt auch die ökologische Qualität]

Umdenken und ökologische Planung führt zu einer nachhaltigen Entwicklung

Das alles verringert die grauen Emissionen deutlich – um rund zwei Drittel kann der Fussabdruck der Errichtung dadurch verringert werden. Warum keine Null als Ziel möglich ist: Neben Holz werden auch viele andere Baustoffe eingesetzt (Beton für die Tiefgarage, Glas, Metalle, Kunststoffe usw.). Darüber hinaus müssen alle Materialien (auch Holz) transportiert, die Baustellenfahrzeuge betrieben, der Baustellenstrom erzeugt werden – das geschieht sehr selten nachhaltig.

Klimaneutralität verlangt eine umfassende Betrachtung des Emissionsgeschehens. Die Emissionen aus Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom können mit Hilfe von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien fast auf null reduziert werden (siehe auch Kolumnen zum klimaneutralen Heizen mit Wärmepumpe oder Wärmenetz).

Für ein nachhaltiges Bauen stellen natürliche Baustoffe eine grosse Hilfe dar; für die erforderliche, weitestgehende Eliminierung aller Emissionen braucht es aber auch eine Dekarbonisierung der (Baustoff-)Industrie, des Güterverkehrs und der Energieversorgung im Allgemeinen.

Portrait Christof Drexel
Buchautor und Referent Christof Drexel ist Experte für Fragen zur Energiezukunft und deren nachhaltige Erreichung

TIPP: Lesen Sie weitere Artikel in unserer Themenrubrik Nachhaltigkeit, beim «Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz» oder bei nachhaltigleben.ch über «Tipps zum nachhaltigen Bauen und spannende Projekte».

Schreiben Sie uns in den Kommentaren, welche weiteren Informationen Sie sich wünschen und was Sie zum Thema «nachhaltig bauen» denken.

Artikel teilen

weitere Artikel

Sicht auf die Genossenschaftswohnungen an der Tièchstrasse aus der Vogelperspektive
Häuser heizen und kühlen: welche Methode ist am besten?
Wärme- und Kälteversorgung
Das Dach der Swisslife Arena mit der Stadt Zürich im Hintergrund.
Ausbau Solarenergie – Heraus­forderungen und Chancen
Solarenergie
Erneuerbare Energie speichern
Erneuerbare Energien
Energieberater Andreas Poletti vor seinem Smart Home
Smart Home maximal: der Energieberater und sein Zuhause
Energie sparen
Remo Ritzmann steigt in den Eisspeicher hinab
Wie Güllegruben zu Klima­­anlagen werden
Erneuerbare Energien
Mit Biomasse gegen Stromengpässe?
Kolumne
Gebäude­sanierung: Effizienz vor Erneuerbaren!
Kolumne
Ein Windrad ragt hinter Baumspitzen hervor.
Argumente gegen Windkraft? – Der Faktencheck
Windenergie
Kommentare

1500 Zeichen übrig

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht publiziert.