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Gedanken zum Jahreswechsel:
Wir sollten mehr tanzen.

Kolumne von christof drexel, 12.01.2021

Den Silvester verbrachten wir – meine Frau und ich – alleine. Zum ersten Mal seit vielen Jahren; das Feiern mit Freunden war in Österreich ja nicht erlaubt.

Wir kochten gemeinsam und genossen das festliche Menü. Die verbleibende Zeit bis Mitternacht verbrachten wir tanzend: Hair (das Musical) lieferte die Musik dazu. Es war ein wunderschöner Abend.

Ich weiss, welches Leid die Pandemie und ihre Lockdowns in unser Leben bringen, und ich sehne mich nach Normalität. Aber ist es wirklich das «alte» Leben, wohin wir zurückmöchten? Diese Zeit kann uns viel lehren, unter anderem zu differenzieren, welche Teile der alten Normalität wichtig sind und worauf wir (gerne) verzichten können. Herauszufinden, was wir davon wirklich wiederhaben wollen. Dazu fällt mir ein: Beziehungen – nicht viele, sondern intensive; weniger virtuelle, mehr persönliche. Mobilität – mehr aktive, weniger passive. Aktivitäten – mehr körperliche, weniger geistige. Genüsse – sinnliche. Dazu gehört auch gute Musik; manchmal laut. Gemeinsam tanzen, der Stimmung Ausdruck verleihen.

Kennen Sie Hair? Es wurde schon Ende der 60er geschrieben und als Musical uraufgeführt, Ende der 70er von Milos Forman verfilmt. Dazwischen, 1972, veröffentlichte der Club of Rome Die Grenzen des Wachstums. Mir fiel nie auf, dass die beiden Werke etwas miteinander zu tun haben: Die Protagonistinnen und Protagonisten in Hair sind Hippies – Jugendliche, die sich gegen das Establishment stellten. Konkret ging es um Moralvorstellungen (mit etwas Distanz könnte man sagen, sie traten für ein lustvolles Leben ein), aber auch (Kriegs-)Politik, Konsumwahn und Umweltzerstörung. Die Grenzen des Wachstums behandelte dasselbe Thema aus wissenschaftlicher Sicht.

Heute zwingt uns die globale Erwärmung mit grosser Dringlichkeit, diese Grenzen zu beachten. Mir scheint, es würde helfen, mehr zu tanzen.

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