Die 2000-Watt-Gesellschaft
Die 2000-Watt-Gesellschaft vereint die Ziele der Energiestrategie 2050 und die Netto-Null-Ziele der Schweiz mit wissenschaftlichen Grundlagen und den Zielen des Klimaabkommens von Paris.
Das Modell dient als Leitfaden für Gemeinden, Areale, Gebäude, Industrie und Gewerbe zur Erreichung der Energie- und Klimaziele und für eine nachhaltige Gesellschaft.
Was ist eine 2000-Watt-Gesellschaft?
Die Definition – einfach erklärt: Das Leitkonzept der 2000-Watt-Gesellschaft sieht vor, dass der Energiebedarf global pro Kopf maximal 2000 Watt Dauerleistung auf der Stufe der Primärenergie – also Holz, Erdgas, Sonnenenergie, Wasserkraft oder Uran – beträgt.
Das energiepolitische Modell der 2000-Watt-Gesellschaft wurde in den 1990er-Jahren an der ETH Zürich im Rahmen des Programms Novatlantis entwickelt. Es integriert mehrere wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Zielsetzungen. Dazu gehören beispielsweise die Energieeffizienzziele der Energiestrategie 2050, die Zielsetzungen des Pariser Klimaabkommens von 2015, die Erkenntnisse des Weltklimarats (ICCP) und das Netto-Null Ziel bis 2050, welches der Bundesrat 2019 beschlossen hat – und das die Stadt Zürich übrigens bis 2040 erreichen will.
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Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft
Das Modell der 2000-Watt-Gesellschaft beinhaltet drei Ziele, die bis 2050 erreicht werden sollen:
- Energieeffizienz: Der Energieverbrauch wird auf maximal 2000 Watt Dauerleistung pro Person gesenkt.
- Klimaneutralität: Die energiebedingten Treibhausgas-Emissionen werden auf Netto-Null reduziert. Das heisst, es dürfen möglichst keine CO2-Emissionen mehr durch fossile Energien freigesetzten werden. Der verbleibende CO2-Ausstoss muss kompensiert werden, indem der Atmosphäre CO2 entzogen wird, sodass Netto-Null Emissionen verbleiben.
- Erneuerbare Energien: Um die Energiegewinnung nachhaltig und klimaverträglich zu gestalten, sollen erneuerbare Energiequellen ausgebaut werden, sodass sie unseren Energiebedarf zu 100 Prozent decken. Das beinhaltet die Energiebereitstellung für Strom, Wärme, Kälte, Mobilität und Prozessenergie.
Diese Ziele sollen beispielsweise durch nachhaltiges Bauen, einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, den Ausbau von Solarenergie und Windkraft oder durch effizientere Geräte und Fahrzeuge erreicht werden. Die Kurzfassung des Leitkonzepts für die 2000-Watt-Gesellschaft.
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2000-Watt-Gesellschaft: Die Berechnung
Die 2000 Watt entsprechen dem weltweiten, durchschnittlichen Energieverbrauch von 2010 mit 17’520 Kilowattstunden pro Person. Dieser Verbrauch durch 365 Tage dividiert, ergibt 48 kWh pro Tag, dividiert durch 24 Stunden, ergibt 2 Kilowatt oder eben 2000 Watt.
Diese 2000 Watt lassen sich auch auf den Verbrauch von fossilen Energieträgern umrechnen. Die 17’520 Kilowattstunden entsprechen beispielsweise dem Pro-Kopf-Verbrauch von 1’752 Litern Heizöl.
Für die Berechnung und Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft ist der Primärenergie-Verbrauch ausschlaggebend.
Unter Primärenergie versteht man die Energie in Rohform, bevor sie umgewandelt und transportiert und verbraucht wird. Dazu gehören beispielsweise Biomasse, Holz, Erdgas, Öl, Uran, Sonnenstrahlung oder Wasser. Sie werden auch als Energieträger bezeichnet.
Für die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft wird jene Energie hinzugerechnet, welche für die Bereitstellung der Energieträger benötigt wird. Das nennt man auch die graue Energie, welche für den Abbau oder die Gewinnung, die Aufbereitung, den Transport, die Speicherung und letztlich die Entsorgung benötigt wird.
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Was bedeuten 2000 Watt für unseren Alltag?
Ein energieeffizienter Staubsauger kommt auf ca. 450 Watt Leistung, eine LED-Lampe auf 10 Watt, ein Haarföhn hat bis zu 2000 Watt Leistung.
Würde eine Person alleine in einem Haus leben, und den Haarföhn bei voller Leistung nutzen, dürfte währenddessen im Haus weder ein anders Gerät noch die Heizung laufen, und theoretisch dürften in dieser Zeit auch keine Konsumgüter, Nahrungsmittel oder Dienstleistungen für diese Person produziert bzw. erbracht werden. Mit anderen Worten: Eine Person darf durchschnittlich permanent 2000 Watt Leistung nutzen, nicht mehr und nicht weniger.
Die Stadt Zürich bietet einen einfachen 2000-Watt-Rechner, der angibt, wie hoch der persönliche Energieverbrauch ist.
Unterstützung der 2000-Watt-Gesellschaft durch ewz
Auch ewz hat durch den politischen Entscheid der Stadt Zürich den Auftrag, die genannten drei Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft umzusetzen. Nebst Investitionen in erneuerbare Energien unterstützt ewz Privatpersonen, Institutionen und Firmen im Versorgungsgebiet mit Beratung und finanziellen Mitteln.
Direkt zu den Fördermassnahmen von ewz
Folgende Massnahmen werden mit Fördergeldern belohnt:
- Photovoltaikanlagen
- Thermische Sonnenkollektoranlagen
- Wärmepumpenanlagen
- Anschlüsse an Fernwärmenetze
- Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge
- Effiziente Haushaltgeräte von www.topten.ch
- Stromsparmassnahmen
- Analysen über realisierbare Stromsparpotenziale
- Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur rationellen Erzeugung und Verwendung von Elektrizität sowie zum Ersatz von fossilen Energieträgern
- Bildungs- und Sensibilisierungsmassnahmen
Das Programm 2000-Watt-Areal
Siedlungen oder Quartiere konnten bisher das Zertifikat 2000-Watt-Areal erhalten, indem sie das Modell der 2000-Watt-Gesellschaft umsetzten. Das Zertifikat zeichnet Siedlungen aus, die sich beim Bau, dem Betrieb, der Erneuerung sowie bei der durch den Betrieb verursachten Mobilität an einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen halten.
Label-Dschungel wird gelichtet
Nebst dem Zertifikat 2000-Watt-Areal gibt es einige weitere Standards für Gebäude in der Schweiz: Minergie, den Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK), den Standard nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) und Hochbau Netzwerk Nachhaltiges Bauen (NNBS). Um effizienter zu agieren und Ressourcen gezielter einzusetzen, haben die Trägerorganisationen und das Bundesamt für Energie (BFE) im März 2022 einen Vertrag unterzeichnet.
Statt neun Labels wird es neu nur noch je zwei Labels für Gebäude und Areale sowie den Gebäudeenergieausweis geben. Für die Zertifizierung, Qualitätssicherung, Kommunikation und Weiterbildung wird nur noch eine Organisation zuständig sein, die Geschäftsstelle des bekannten Labels Minergie (siehe auch Info des Bundes).
Aus dem bisherigen 2000-Watt-Areal entstehen neu das Minergie-Areal und das SNBS-Areal. Ab 2024 werden keine 2000-Watt-Areale mehr zertifiziert. Für bestehende 2000-Watt-Areale oder solche, die auf dem Weg zu einer Zertifizierung oder Re-Zertifizierung sind, werden die neuen Labels eine Anschlusslösung bieten. (Weitere Infos)
Bestehende 2000-Watt-Areale und die künftigen Minergie-Areale bzw. SNBS-Areale unterstützen ihre Bewohner*innen im Siedlungsgebiet dabei, nachhaltig zu leben. Beispielsweise indem die Areale bewusst autoarm oder ganz autofrei konzipiert sind, während gleichzeitig für eine gute öV-Anbindung gesorgt wird oder E-Bike-Leihstationen realisiert werden. Weitere Informationen zum 2000-Watt-Areal.
Beispiele von 2000-Watt-Arealen
Auf einer Interaktiven Karte zeigt der Bund bereits bestehende 2000-Watt-Areale und solche, die auf dem Weg zur Zertifizierung sind. Bekannte 2000-Watt-Areale sind etwa das Erlenmatt West in Basel, das Hunziker Areal in Zürich oder das an der Sihl gelegene Greencity, das als erstes 2000-Watt-Areal der Schweiz 2012 die Zertifizierung erhielt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die 2000-Watt-Gesellschaft?
Die 2000-Watt-Gesellschaft ist ein energie- und klimapolitisches Konzept, das davon ausgeht, dass jeder Person weltweit 2000 Watt Dauerleistung auf Stufe Primärenergie zur Verfügung stehen. Diese Leistung ist vereinbar mit den knappen Energieressourcen und dem Netto-Null-Ziel. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt die Dauerleistung pro Person bei rund 4000 Watt.
Wie will man die 2000-Watt-Gesellschaft erreichen?
Eine 2000-Watt-Gesellschaft lässt sich erreichen, indem die Energieeffizienz erhöht wird – also für die gleiche Leistung weniger Energie verbraucht wird.
Gebäude und ganze Areale werden nachhaltiger gebaut, der öffentliche Verkehr wird gefördert, und erneuerbare Energien werden ausgebaut. Mit den heutigen Technologien und Möglichkeiten ist eine 2000-Watt-Gesellschaft machbar – erst recht, wenn wir alle uns bemühen und in den Handlungsfeldern Mobilität, Wohnen, Ernährung und Konsum nachhaltig agieren.