Die Stromversorgung von Zürich
Hinter einer gesicherten Tür im zweiten Stock des ewz-Hauptsitzes in Oerlikon befindet sich die Netzleitstelle Zürich. Nur Auserwählte dürfen diesen Raum betreten, der nur aus Bildschirmen zu bestehen scheint. Hier überwachen und steuern spezialisierte Mitarbeitende, die sogenannten Dispatcher, das gesamte Stromnetz der Stadt Zürich.
Die Leitstelle ist 38 Stunden pro Tag besetzt. Ein Platz 24, der andere 14 Stunden. Eigene Küche und Toilette stellen sicher, dass die Dispatcher ihre Plätze nur möglichst kurz verlassen müssen. Deren Sessel gleichen den super-ergonomischen Stühlen von Profi-Gamern, ausgelegt auf langes Sitzen und ungebrochene Konzentration.
Entsprechend fokussiert sind die Dispatcher auch auf ihre je acht Bildschirme und den riesigen Screen, der das Stromnetz der Stadt abbildet. Mit Birkenstock und Metal-Pullover sehen sie genauso aus, wie man sich hochqualifizierte Nerds vorstellt. Und das müssen sie auch sein, mit fundiertem Wissen in Informations- und Elektrotechnik.
Stromausfälle sind nur die Spitze des Eisbergs
Störungen im Zürcher Stromnetz gibt es viele, 197 waren es im Jahr 2018. Aber nur eine Handvoll davon führen zu effektiven Stromausfällen. Die meisten Irregularitäten, zum Beispiel Überlastungen von Netzelementen im Verteilnetz, werden frühzeitig entdeckt und behoben.
Wenn es dann aber einen Stromausfall im Mittel- und Niederspannungsnetz gibt, weiss ewz in der Regel erst mal nichts davon. Nicht, bevor jemand angerufen und sich beschwert hat. Warum? Weil die 5’200 km Stromkabel in Zürich nicht digitalisiert sind.
Was tun bei Stromausfall? Unser Artikel liefert wichtige Tipps und To-dos, wenn der Strom ausbleibt.
Roland Hediger, Leiter Netzleitstelle Zürich
Wenn ein Stromausfall eintritt, beginnen die Dispatcher die Ursache zu ermitteln und prüfen, ob man den Ausfall durch eine Umleitung beheben kann.
Meistens führt aber kein Weg daran vorbei, die Ursachen eines Stromausfalls am Ursprungsort zu beheben. In spektakulären Fällen sind dann auch Schutz und Rettung und die Stadtpolizei im Einsatz.
So zum Beispiel Anfang Mai 2018, als sich an einem Sonntagnachmittag um 14.12 Uhr in einer Trafostation eine Störung ereignete, die wiederum einen Kurzschluss auslöste. Bei sechs Anschlüssen in Zürich-Altstetten blieb es bis 18.45 Uhr dunkel. Denn zuerst musste die Feuerwehr von Schutz und Rettung die Trafostation entrauchen. Erst als rund zwei Stunden später ein sicheres Arbeiten der ewz-Fachleute gewährleistet war, konnten diese die Trafostation betreten und mit dem Wiederherstellen der Stromversorgung beginnen.
Ursache und Wirkung
Etwa die Hälfte der Stromausfälle in Zürich geschehen durch Fremdeinwirkung. Der typische Fall ist eine Baustelle am Freitagnachmittag, bei der jemand noch schnell etwas fertig machen wollte und dabei eine unterirdische Stromleitung beschädigt. Je nach Leitung kann dies einige wenige Haushalte oder einen ganzen Stadtteil verdunkeln.
Garantiert zu einem grösseren Stromausfall führt eine – zum Glück sehr seltene – gröbere technische Störung in einem Unterwerk. Diese sind elementare Knotenpunkte im Stromnetz. Von den Kraftwerken fliesst der Strom auf der Höchstspannungsebene (220’000-380’000 Volt ) nach Zürich, um durch den Transport möglichst wenig Energie zu verlieren.
Der Strom aus der Steckdose hat aber eine 1’000-mal tiefere Spannung, 230 Volt. Hier kommen die lokalen Elektrizitätswerke ins Spiel. Sie verwandeln den Strom stufenweise in eine tiefere Spannung und verteilen ihn an die Haushalte. Genau diese Umwandlung geschieht in Unterwerken und Trafostationen.
Ein Stromausfall ist übrigens das Gegenteil von einer Notlandung: Im Flugzeug wird einem eingetrichtert, im Notfall alles liegen zu lassen. Durch die Vielfliegerei scheinen dies viele Leute auf Stromausfälle zu übertragen und stehen, wenn die Räumung eines Gebäudes aus Sicherheitsgründen angeordnet wird, dann ohne Jacke, Hausschlüssel oder Portemonnaie vor ihrem Bürogebäude, das sie dann stundenlang nicht mehr betreten können. So geschehen im Prime Tower 2013. Bei einem Stromausfall gilt deshalb das Gegenteil einer Notlandung: alles mitnehmen. Nur weil der Strom weg ist, stürzt das Gebäude nicht ab.
Eines der wichtigsten Unterwerke Zürichs
Unterwerke sind essentiell – so auch das Unterwerk Katz. Wenn dieses ausfällt, ist das gelinde ausgedrückt «nicht so gut», erklärt ein ewz-Mitarbeiter. Konkret wären dann grössere Teile der Innenstadt inklusive Trambetrieb lahmgelegt.
Dass unter dem idyllischen, begrünten Hügel des Alten Botanischen Gartens eine eigene Unterwelt existiert, würde man nicht vermuten. Hinter einer unscheinbaren Tür gabeln sich zwei gewaltige Tunnels in die Tiefe.
Das Unterwerk Katz wird zurzeit erneuert. Das Projekt dauert drei Jahre und ist komplex. Auf dem Land könnte man einfach ein zweites Unterwerk bauen. Aber mitten in der Stadt, wo es nur wenig Platz gibt, muss das Unterwerk etappenweise unter laufendem Betrieb umgebaut werden.
Weniger Stromausfälle dank zu vieler Teile
Die Tunnel des Unterwerks Katz sind gefüllt mit Transformatoren und der gasisolierten Schaltanlage. Diese verwandeln den Strom von Hoch- in Mittelspannung, bevor er auf Teile der rund 900 Trafostationen der Stadt an die Haushalte verteilt wird.
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Nachricht eines Kunden an ewz-Direktor Marcel Frei
Stromausfälle werden hier vor allem mit Redundanz verhindert. Also indem man mehr Teile hat, als für den laufenden Betrieb eigentlich nötig wären. Transformatoren hat es drei, und die gasisolierte Schaltanlage besteht aus unzähligen Einzelkomponenten, die unabhängig voneinander funktionieren können.
Das Prinzip der Redundanz gilt auch für das Unterwerk als Ganzes. Würde eine Flutung sämtliche Transformatoren unbrauchbar machen, würde das erneute Beschaffen und die Installation der 77 Tonnen schweren Geräte ein Jahr lang dauern. In einem solchen Fall müssten die umliegenden Unterwerke einspringen – Zürich hat nämlich 18 davon, eine grössere Stadt wie Berlin ungefähr 80.
Bei Stromausfällen ticken die Leute von Kanton zu Kanton verschieden. In Zürich tickt man eher aus.
Zwei Ingenieure im Unterwerk amüsieren sich leicht über den Stromausfall in einer kleineren Gemeinde, der 16 Stunden dauerte. Dies sei aber völlig natürlich, erklären sie, weil ein Dorf eben meistens nur ein einziges Unterwerk habe und es keine Möglichkeit zum Umschalten gäbe.
In der Stadt dauern wegen der vielen Unterwerken auch die grössten Stromausfälle nur wenige Stunden. Das ist wahrscheinlich auch besser so, denn in Zürich reagieren die Menschen «eher sensibel» auf Stromausfälle. Banken oder Technologiefirmen wie Google sind von konstanter Stromversorgung abhängig. Sie benutzen deshalb Batterien oder Notstromgeneratoren oder haben einen Zweitanschluss ans Reservenetz von ewz.
In den Gebieten Mittelbünden und der Talschaft Bergell, die ewz ebenfalls mit Energie versorgt und über die regionale Leitstelle Sils im Domleschg bedient, sei man durch Naturereignisse wie Lawinen und Steinschläge eher an ungewöhnliche Situationen gewohnt. Vermutlich würden sich die Bündner auch bei einem längeren Totalausfall oder Blackout besser schlagen.
Roland Hediger, Leiter Netzleitstelle Zürich
Wie Blackouts während spezieller Szenarien – wie einer Pandemie – verhindert werden
Ein ewz-internes Handbuch behandelt auch Stromausfälle aufgrund von Cyberattacken und wie die Stromversorgung bei Naturkatastrophen oder Epidemien sichergestellt werden kann. Eines dieser speziellen Szenarien, die Pandemie, ist mit Corona aktuell geworden.
Elektrizitätswerke wie ewz reagierten frühzeitig darauf: Sie passten in den Kraftwerken und Leitstellen die Schichten so an, dass sie sich nicht mehr überschneiden. Zusätzlich haben sie Teams mit Schlüsselpersonal auf verschiedene Standorte verteilt, während jene, die können, im Homeoffice tätig sind. Mit solchen Massnahmen wurden schon Wochen zuvor Ansteckungen verhindert und die Versorgung der Stadt bleibt sichergestellt. [Dieser Artikel erschien erstmals Anfang 2020]
Auf der Website von ewz werden sämtliche Störungsmeldungen publiziert. Bei grösseren Störungen wird laufend auch auf Twitter orientiert. Hier gibts weitere Informationen und Services sowie Tipps bei Stromausfällen.
Wenn sich die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie normalisiert hat, begrüssen wir Sie auch wieder ganz herzlich bei unseren Führungen, z.B. im Unterwerk Oerlikon.
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Wenn Sie Teil unseres Teams werden wollen, finden Sie unter ewz.ch/jobs
alle nötigen Infos und vor allem uns: Die Menschen im Unternehmen.
Nach 40 Jahren IWB Basel als Dispatcher in der Netzleitstelle kann ich nur sagen: Eine Tolle Web seite!
Herr Zürcher, Sie bringen mit Ihrem Kommentar gerade Herzen zum Schmelzen…
Ganz vielen Dank für die positive Rückmeldung. Ihre Worte freuen uns ausserordentlich und motivieren uns sehr, sich für weitere lesenswerte Artikel einzusetzen.
«HIER gibts weitere Informationen und Services sowie Tipps bei Stromausfällen.»
Der Link unter HIER funktioniert nicht. Bitte gerne anpassen.
Ganz herzlichen Dank für diesen Hinweis, den wir gerne sofort korrigiert haben. Beste Grüsse, Esther Peter
Ich war einige Jahre Kabelmonteur KWB hatte viel zu tun Montage, unter anderem neue ETH Zuerich Höngg,
Dann wechselte ich meinen Job und somit ab ins EWZ als Betriebs-Aufseher im Limmatwek Wettingen, also Tag und Nacht Schicht sowie Samstag und Sonn und Feiertagen. Hoch und Niederwasser wurde immer perfekt
geregelt mit zuverlässigem Personal und im Team. Viel Erfolg wünsche ich Allen, die da mitwirken
für eine Stabile Strom-Versorgung,im ganzen Spektrum, Verteilnetze des EWZ, der Stadt Zuerich.
Guten Tag Herr Koller. Es freut uns sehr, von ehemaligen Mitarbeitenden zu hören und wir danken vielmals für Ihre motivierenden Wünsche. Ihnen auch alles Gute! powernewz-Redaktion
Wir engagieren uns für Sie, zurzeit führen wir eine 22 kV (22’000 Volt) Schaltanlagenrevision im Unterwerk Drahtzug durch, damit die Anlagen auch für die Zukunft fit bleiben und somit für die Stadt Zürich eine sichere Stromversorgung garantieren.
Herzliche Grüsse
Alex Fehlmann, Instandhaltungsfachmann Energietechnik bei ewz
Höchst spannend und interessant.
Vielen Dank und Hut ab vor allen
Spezialisten.
Guten Tag Frau Krebser. Herzlichen Dank für Ihr Kompliment, das ich sehr gerne an unsere ewz-Teams weitergebe. Beste Grüsse, Esther Peter