Magazin Rubriken 2000-Watt-Gesellschaft
Porträt von Christof Drexel

Typischer Arbeitsweg:
7 Kilometer

Kolumne von christof drexel, 12.11.2019

Ein typischer Wert für die Strecken, die viele Menschen zweimal am Tag zurücklegen: Mehr als die Hälfte der Schweizer Erwerbstätigen arbeitet höchstens zehn Kilometer vom Wohnort entfernt.

Man kann diese sieben Kilometer mit dem öffentlichen Verkehr zurücklegen, mit dem privaten PKW – fossil oder elektrisch betrieben, alleine oder in Fahrgemeinschaft – oder mit dem Fahrrad. Vergleicht man exemplarisch das E-Bike mit dem durchschnittlichen PKW (mit Verbrennungsmotor), zeigt sich folgendes Bild: Um das Gewicht des Fahrzeugs von A nach B zu transportieren, wird im Mittel eine Leistung von über 20 000 Watt eingesetzt – beim E-Bike sind es etwa 100 Watt. Die Reisedauer von Tür zu Tür beträgt mit dem Auto je nach Strecke und Verkehrslage zwischen 15 und 30 Minuten. Mit dem E-Bike ist man weniger stauanfällig, man benötigt vielleicht 20 oder 25 Minuten.

Die Fahrt mit dem PKW hat eine tägliche Treibhausgas-Emission von 3 Kilogramm CO2 zur Folge. Bei 200 Arbeitstagen pro Jahr sind das 0,6 Tonnen – immerhin etwa 5 Prozent der Durchschnittsemission von uns Mitteleuropäern – nur für diese sieben Kilometer. Der Strom für das E-Bike sorgt für eine Emission von 26 Gramm pro Tag – eine Reduktion von 99% gegenüber dem Auto. Die Emissionen für die Herstellung der Fahrzeuge sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Interessant sind die sogenannten externalisierten Kosten. Im Mittel verursacht jeder mit dem PKW zurückgelegte Kilometer Kosten von 12 Rappen. Kosten, die nicht direkt vom Verursacher getragen werden, sondern von der Allgemeinheit: für Unfälle, Schäden an der Umwelt, Gesundheitskosten infolge von Lärm und Luftverschmutzung und manch anderes. Eine aktuelle Studie hat diese Kosten für das Radfahren ermittelt – und kam dabei in Summe auf einen negativen Wert: Die verursachten Kosten sind marginal, diesem gegenüber stehen aber vermiedene Kosten – Radfahrer-/innen sind gesünder und belasten das Gesundheitswesen weniger, und zwar um 20 Rappen pro Kilometer. Steigt die Hälfte der Erwerbstätigen in der Schweiz vom Auto auf das Velo um, entlastet dies den öffentlichen Haushalt demzufolge um etwa 3 Milliarden Franken.

Vielleicht bräuchten wir dann auch weniger Fahrzeuge, für die Garagen und Parkplätze gebaut werden müssen. Vielleicht wären wir auch etwas weniger lärmgeplagt. Doch darf man bei all diesen Vorteilen des Radfahrens den grossen Nachteil nicht übersehen: Manchmal braucht man einen Regenmantel.

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Bisherige Kommentare (4)
Martin Schenker sagt:

Etwas, das immer wieder vergessen geht, ist dass E-Bikes noch energieeffizienter sind als normale Velos. Bevor ich ein E-Bike kaufte, musste ich jeden Tag duschen, wenn ich verschwitzt nach hause kam, da ich etwas in der Höhe wohne. Mit der Energie von einmal Duschen, kann ich aber ungefähr eine ganze Woche mit dem E-Bike zur Arbeit fahren, wodurch ich mit dem E-Bike weniger Energie (elektrischen Strom für das E-Bike) verbrauche, als mit dem Velo (Wärmeenegie für das Duschen). Zudem entspricht die Energie für einmal Laden, ca. dem Energieinhalt eines Energieriegels (ohne dessen Herstellung). Wenn ich mit dem E-Bike weniger esse, da ich auch weniger körperliche Arbeit leisten muss, spare ich nochmals.

Rolf Raess sagt:

Ich brauche keinen Taschenrechner, Herr Rolf (Nachname ungenannt), um zu wissen, dass Elektroantriebe etwa fünf mal weniger Energie benötigen, für die gleiche Transportleistung.
Das kommt daher, da die Verbrenner (Hauptsätze der Wärmelehre) ca. 80% Abfallwärme produzieren, die nicht für den Antrieb genutzt werden kann.
Daher wird selbst bei Erzeugung der benötigten Elektrizität aus Grosskraftwerken (Wirkungsgrad ev. 45 %) noch ein kleiner Gewinn erzielt.
Natürlich muss und kann Elektrizität als Alternativenergie erzeugt werden, wäre die Öl- und Atomlobby nicht da, um genau das – seit Jahrzehnten – zu verhindern…

Rolf sagt:

Ein Taschenrechner wäre ganz nützlich. PKW mit 20kW das sind 2.3L/h Benzin, ich verbrauche 2 L/h bei etwa 50km Fahrweg pro Stunde (4.1L/100km) . 100W für E Bike stimmen. Dazu kommen aber noch die Ladeverluste von 30%, laut meiner Betriebsanleitung (fahre selber eines). 3 kg CO2 pro 14 km = 21.4 kg CO2/100km, entsprechen 9.2 L/100km, das war etwa um 1990 so. Heute laut BAFU 5.8L/100km. Nur für 7 km sind das aber 18.4L/100km? Mit dem E Bike auf dem Land ohne Ampeln fahre ich etwa 20 km die Stunde im Schnitt, =40 Minuten/Tag. So langsam mit dem PKW? Da müssten man schon beim HB wohnen. Strom Emissionen von 26 gr./kWh? Laut EPFL Lausanne und entso-e sind es aber 206 gr.kWh, wir importieren viel Strom (Pumpen) vorallem im Winter aus Deutschland, natürlich aus Kohle da die Sonne kaum scheint.

Christof Drexel sagt:

Grüezi Herr Schelldorf,

danke für Ihre Hinterfragungen! Ihre Angaben zum Treibstoffverbrauch sind durchaus nachvollziehbar, die sogenannten vorgelagerten Emissionen bleiben aber unberücksichtigt: Nicht nur bei der Verbrennung fossiler Stoffe entstehen Emissionen, auch bei der Förderung auf dem Ölfeld, in der Raffinerie, beim Transport und an der Tankstelle. Der Aufschlag hierfür wurde in letzter Zeit öfter nach oben korrigiert, weil insbesondere die Methanemission bei der Ölförderung lange unterschätzt wurde. So ganz genau kann man solche Faktoren nie bestimmen; zuletzt wurden Aufschläge von 25 bis 30% angesetzt. [z.B. „Umweltauswirkungen von personenwagen, C. Bauer / Paul Scherrer Institut].

Weiters gibt es natürlich PKW, die mit 5 oder sogar 4 Liter auf 100 Kilometer auskommen. Im städtischen Bereich wird das sehr schwierig; vor allem aber liegt der Durchschnitt der Flotte deutlich höher – nämlich zwischen 6 und 10 l/100km. Ich habe mich eher nach unten orientiert und 7 l/100km angesetzt – das macht dann 2,27 kg CO2 direkte Emission und mit 28% Aufschlag 2,91 kg.

Was das E-Bike anbelangt, so liegen die Ladewirkungsgrade von Lithium-Ionen-Akkus bei 90%. Bei den früheren Bleiakkus musste man sich noch mit 70% begnügen. Und die angegebenen 100 W sind natürlich eine grobe Schätzung, weil jede(r) LenkerIn anders fährt. Jedenfalls kommt man bei 40 Minuten und 100 W auf einen Energiebedarf von 0,066 kWh – bei einem (europäischen) Strommix mit 400 g/kWh ergeben sich die publizierten 26 Gramm. (26 g/kWh wäre natürlich falsch). Setzt man den Schweizer Strommix von 170 Gramm (oder gerne auch 206; je nach zitierter Quelle) an, kommt man sogar mit 11 bis 13 Gramm aus. Der Faktor zwischen PKW und E-Bike bleibt also auch bei niedrigstem Spritverbrauch noch deutlich über 100.